Der Frank Götzke Blog

16. Februar 2025: Nur ein bisschen Musk, und ein bisschen Hitler?

Februar 16, 2025 | by f0goet01@gmail.com

Ich höre immer wieder, ein bisschen Musk täte allen Verwaltungen mal gut. Diese Meinung kann ich wirklich nicht teilen, denn das wäre ja so, als ob wir sagen würden, ein bisschen weniger Rechtsstaat täte uns gut, oder sogar ein bisschen weniger Demokratie. Aber eben nur ein klitzekleines bisschen weniger. So wie Trump in einem Interview gesagt hat, dass er nur für einen Tag Diktator sein möchte. Das ist doch wirklich eine absurde Position. Rechtsstaat und Demokratie sind absolute Werte; ein bisschen weniger geht einfach nicht. Genauso wenig, wie man nur ein bisschen ein kriminell sein kann. Entweder man ist es, weil man Gesetze gebrochen hat, oder man ist es eben nicht. Schon der Gedanke ist lächerlich!

Aber jetzt zu einem anderen Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Immer wieder werde ich gefragt: Warum Hitler? Ich denke auch immer wieder darüber nach und stoße dabei auf neue Erkenntnisse. Die neuesten möchte ich hier gerne mit euch teilen.

In meiner „Obsession“ mit Hitler geht es nicht wirklich um Hitler. Es geht vielmehr darum, wie sich das Jahr 1933 wohl für Deutsche, zum Beispiel für meine Großmutter, angefühlt hat. Ich habe viel darüber gehört und gelesen. Ich habe auch meine geliebt Oma gefragt, als sie noch lebte.

Für mich ist das aus zweierlei Gründen relevant. Zum einen lebe ich in den USA und nicht in Deutschland wie die meisten meiner Leser. Daher stellt sich für mich eine ganz ähnliche Frage wie 1933 für viele Deutsche: Was soll und kann ich tun? Ich habe mich zunächst einmal entschieden, mir auf keinen Fall den Mund verbieten zu lassen. Komme, was wolle, ich schreibe weiter in diesen Blog. Und ich werde auf jeden Fall zu Demonstrationen gehen, soweit welche organisiert werden. Bisher gab es noch keine in Louisville. Aber was ich nicht tun werde, ist, auf mich vom Militär schießen zu lassen. Falls es doch dazu kommen sollte, habe ich mich entschieden, das Land zu verlassen. In Deutschland wäre das vielleicht anders. Dort könnte ich mir sogar vorstellen, unter diesen Umständen weiter zu protestieren. Aber in den USA ist es zu wenig mein eignes Land.

Damit komme ich zu meiner zweiten Motivation, warum ich über Hitler schreibe. Ich versuche in aller Tiefe zu verstehen, wie es 1933 gewesen war und ob es Möglichkeiten für einen anderen Ausgang der Geschichte hätte geben können. Ich will Hitler keineswegs relativieren. Vielmehr möchte ich die Verantwortung betonen; damals die der Deutschen und heute die der Amerikaner. Ich bin davon überzeugt, dass Hitler nicht zwangsläufig im Zweiten Weltkrieg und im Holocaust hätte enden müssen, genauso wenig, wie es heute mit Trump zwangsläufig zur totalen Abschaffung der Demokratie und zur Errichtung einer Diktatur kommen muss. Das ist meine Obsession. Und wahrscheinlich ist das sehr schwer zu verstehen, solange man nicht selbst als Deutscher in den USA lebt. Da stellen sich Fragen, die für mich vorher rein hypothetisch waren, die jetzt aber ganz praktisch werden. Fragen, von denen ich nie erwartet hätte, dass ich mich ihnen stellen muss. Und Fragen, die ich viel lieber aus meinem Leben verbannen und nicht beantworten möchte, denen ich aber nicht aus dem Weg gehen kann, vor allem nicht als Deutscher mit der geschichtlichen Vergangenheit meines Landes. Ich habe einfach nicht mehr den Luxus, den all meine Leser haben, die nicht hier in den USA wohnen.

Daher rührt mein Interesse an Hitler und 1933. Ich hoffe, ihr könnt mich jetzt besser verstehen. Übrigens, viele Deutsche, inklusive meiner Oma haben gesagt, Hitler war ja ganz gut, z.B. mit der Arbeitslosigkeit, wenn er nur nicht so weit gegangen wäre. Sie wollten sozusagen nur ein bisschen Hitler.

RELATED POSTS

View all

view all