Der Frank Götzke Blog

30. Januar 2025: Ist Trump ein Faschist? Und, sind die Republikaner eine faschistische Partei?

Januar 30, 2025 | by f0goet01@gmail.com

Noch ein paar weitere Worte zu gestern. Die Analogie des Staates als Unternehmen hat neben dem CEO als Diktator noch ein zweites Problem. Und das ist, dass Firmen, die nicht gut geführt werden, pleite gehen können und auch dürfen, aber Staaten nicht. Oder doch? Irgendwie ist Hitler‘s „Firma“, das Nazideutschland, in gewisser Weise auch pleite gegangen und vom „Markt“ verschwunden. Naja, ich weiß nicht, ob wir das den USA so wünschen wollen.

Das bringt mich gleich zum nächsten Thema. Ja, Trump ist ein Faschist, und nein, die republikanische Partei ist zumindest noch keine faschistische Partei. Hoffentlich bleibt das auch so und die republikanische Partei nicht faschistisch wird, denn dann wird die USA nach vier Jahren aus diesem Alptraum wieder erwachen. Es wäre ja nicht das erste Mal: Sklaverei wurde überwunden, McCarthy wurde überwunden, und am Ende auch Jim Crow. Das ist die Stärke der USA: Manchmal biegt sie in die falsche Richtung ein, aber dann findet sie doch noch den richtigen Weg wieder. Amerika scheint sehr resilient zu sein, und meine Hoffnung ist, dass das auch so bleibt. Vielleicht bin ich ja naiv. Allerding wird die Welt danach eine andere sein. Da bin ich nicht hoffungvoll und naiv.

Aber jetzt möchte ich erst einmal begründen, warum Trump ein Faschist ist. Inzwischen sagen das ja so einige etablierte Historiker, z.B. Timothy Snyder oder Ruth Ben-Ghiat, auch eher konservative, wie Robert Paxton, und sogar zumindest ein früherer General Mark Milley.

Die beiden wichtigsten Punkte sind wohl die Ablehnung des Pluralismus verbunden mit einer Politik der Dominanz. Trump kann keine Meinungen und schon gar keine Menschen, die für etwas anderes stehen als das, was er propagiert, neben sich tolerieren. Er so von sich und der Richtigkeit seiner Positionen überzeugt, dass er immer gewinnen möchte. Keine Zweifel, und wie im Papstdrama „Konklave“ gesagt wurde: Gewissheit ist der Feind der Toleranz, und die Sünde, die am meisten gefürchtet werden muss. Diese Gewissheit, der Gegenspieler des Pluralismus, liegt auch im Zentrum von Trumps Nichtanerkennung von Bidens Wahl und dem versuchten Putsch am 6. Januar. Politische Gewissheiten unterminieren die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger und sind damit der Samen des Faschismus.

Gewissheit drücken viele, auch demokratische Politiker aus. Sie führt erst zum Faschismus durch die Politik der Dominanz. Und diese Eigenschaft ist bei Trump schon sehr sichtbar. Seine Gegner sieht er als Feinde, die dominiert, ja vernichtet werden müssen. Seine Politik ist reine Machtausübung, die Überwindung des Widerstands, nicht, wie in Demokratien üblich, Auseinandersetzung, Argumentation und Diskurs, der dann möglicherweise in einem Kompromiss enden wird. Trump schließt keine Kompromisse, er muss gewinnen. Er will halt ein CEO sein, und ein CEO ist ein Diktator. Die Politik der Dominanz bedient sich der Unterdrückung und Angst als Instrument. Wie ich in einem früheren Eintrag schon gesagt habe: Mafia-Methoden halt. Auch das macht man so in Demokratien nicht, das ist eindeutig faschistisch.

Dazu kommt, dass Trump ein ausgesprochen sozialdarwinistisches Weltbild hat (Winner und Loser, oder die besten Gene setzen sich durch), und zudem noch sexistisch und rassistisch ist, hauptsächlich gegenüber Schwarzen. Schaut euch doch nur mal das zukünftige Kabinett an: Fast alles alte weiße reiche Männer mit ganz vielen Privilegien. Das letzte Mal war das vielleicht so Anfang der 70er Jahre unter Nixon.

Trump, auch wenn er Angst vor Kriegen hat und isolanistisch ist, hat er sowohl militaristische als auch imperialistische Großmachtphantasien. Genau wie Hitler und Mussolini pflegt er einen Märtyrertum und verkauft sich als den einzigen Retter des Volkes. Und irgendwie schafft er es, die Einheit des Kapitals und der Arbeiterschaft zu propagieren, auch wieder vergleichbar mit Mussolini und Hitler, obwohl er eindeutig auf der Seite der Oligarchen und eines ungeregelten Raubtierkapitalismus steht. Wirklich schon faszinierend, wie erfolgreich Trump das macht.

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob die republikanische Partei auch faschistisch ist. Ich glaube eher nicht. Sie ist extrem rechts, aber die meisten Mitglieder unterstützen nach wie vor zumindest die Idee der Demokratie, mit Pluralismus und ohne eine Politik der Dominanz. Aber fast alle in der republikanischen Partei haben Angst vor Trump und passen sich von daher an. Parlamentarier befürchten, dass sie zukünftige Vorwahlen nicht mehr gewinnen werden und ihre Karriere damit vorbei ist. Insgeheim hoffen alle, dass Trump doch nicht so schlimm ist und der Spuk irgendwann vorbei sein wird. Von daher sehe ich die republikanische Partei als nicht faschistisch an, noch nicht, aber auch als nicht Trump-kritisch und sehr angepasst. Was sie irgendwie nicht schaffen, ist, sich gegen ihn aufzulehnen. Republikanische Politiker sind zu individualistisch und unfähig, kollektiv zu handeln. Sie können das Gefangenendilemma nicht überwinden, von daher warten alle einfach nur ab.

So weit für heute. Morgen fliege ich nach New York City. Ich besuche Rachel, die ich schon recht lange kenne aber seit ca. Zwei Jahren nicht gesehen habe; und Tahlia kommt auch. Von daher werde ich für ein paar Tage Pause machen und nicht weiterschreiben, auch wenn morgen Freitag ist, und ziemlich sicher eine Trump-Überraschung kommen wird. Anyway, ich werde mich Montag mit einem neuen Eintrag zurückmelden. Bis dahin wünsche ich allen ein schönes und erholsames Wochenende! Macht’s gut!

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