Der Frank Götzke Blog

8. Februar 2025: KI for President

Februar 8, 2025 | by f0goet01@gmail.com

Jetzt wissen wir es also: Warum wollte Elon Musks DOGE, das Department of Government Efficiency (Ministerium für Regierungseffizienz), all die Daten von den Servern der verschiedenen Ministerien und Verwaltungseinheiten herunterladen, oder hat es vielleicht sogar schon getan? Insbesondere das U.S. Office for Personnel Management, die Behörde, die für das Personalwesen sämtlicher Bundesangestellten zuständig ist, war ins Visier von DOGE geraten.

Was Musk mit all diesen Daten machen wollte, oder vielleicht schon begonnen hat, ist, sie einer Künstlichen Intelligenz zu füttern, um dann Vorschläge für Kürzungen zu erhalten. Wirklich brillant, oder? KI in diesem Bereich ist nicht nur ein Datenschutzproblem, sondern hat noch zwei weitere gravierende Limitationen.

Erstens: Wahrscheinlich macht die KI so etwas zum allerersten Mal, wurde also nie mit ähnlichen Herausforderungen trainiert. Ich habe einmal versucht, eine KI etwas Neues machen zu lassen, Ostroms Governance-Prinzipien mit dem Konzept des Anthropozäns zu verknüpfen, etwas, das wohl noch niemand vorher ausprobiert hatte. Das Ergebnis war absolut unbrauchbarer Müll. So ähnlich stelle ich mir das hier auch vor.

Aber zweitens, und das scheint mir noch wichtiger zu sein, ist jeder Vorschlag einer KI immer nur eine von vielen möglichen Lösungen, die dann zufällig ausgewählt wurde. Versucht es mal selbst mit ChatGPT: Gebt eine Aufgabe ein, dann stellt dieselbe Aufgabe erneut, und ihr werdet sehen, dass das Ergebnis ganz anders sein wird. Ehrlich gesagt hätte ich Elon Musk für klüger gehalten.

Das könnte übrigens auch der Grund sein, warum Vivek Ramaswamy nicht mehr bei DOGE mit dabei ist. Inzwischen ist Musk vielleicht die meistgehasste Person in den USA, sogar bei den Republikanern. Ramaswamy hat wahrscheinlich ein besseres Gespür für Politik als Musk. Und er hatte auf jeden Fall weiterhin vor, wählbar zu bleiben, wie sein Interesse am Gouverneursposten in Ohio zeigt. Mit Hilfe von Maschinen einen Großteil der Bundesverwaltung wegzurationalisieren macht einen jedenfalls nicht populärer.

Aber Musk kümmert das ja ohnehin nicht. Er ist wahrscheinlich der einflussreichste Mann in der Regierung, der nicht gewählt wurde, und von daher auch nicht abgewählt werden kann. Deshalb hat DOGE absolut keine demokratische Legitimation, aber auch das ist Musk völlig egal. In seiner dystopischen Welt ist eine Künstliche Intelligenz einfach der bessere Präsident.

Und das ist der Weg in die Technodiktatur, denn KI muss keine Rücksicht auf Menschen nehmen. Sie ist den Wählern keine Rechenschaft schuldig. Wahrscheinlich denkt Musk auch, dass die KI-Ergebnisse objektiv sind. Aber sind sie das wirklich? KI hat genauso wie wir ihre Vorurteile, weil sie ihr Wissen ja letztlich von uns Menschen gelernt hat, mitsamt all unseren Vorurteilen.

Also, KI for President? Vorurteile ohne menschliches Antlitz? So sieht wohl die Hölle auf Erden aus. Ein Glück, dass die Gerichte diesem Vorhaben zumindest vorläufig ein Ende bereitet haben, und hoffentlich diesem ganzen Spuk irgendwann auch endgültig ein Ende setzen werden.

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